Kerzenschein

Liebe Kolpingfreunde,

ich glaube, uns geht es allen gleich. Wir zünden in der Adventszeit gerne Kerzen an. Das Licht der Kerze strahlt Geborgenheit und Milde aus. Es weckt das Gefühl von Heimat in uns, aber auch die Sehnsucht über den Sinn unseres Lebens nachzudenken. Das Entzünden der vier Kerzen am Adventskranz gibt uns gleichsam ein Gerüst mit auf den Weg, hin zum Licht, das uns an Weihnachten geschenkt wird.

Jedes Mal, wenn wir eine Kerze entzünden, so wird es hell. Eine Kerze allein kann die Umgebung nicht hell machen, aber es gibt uns das Gefühl, dass es sich im Zimmer angenehm anfühlt. Das Licht der Kerze wärmt aber auch unser Herz.

Advent ist die Zeit des Wartens. Wir warten auf die Ankunft unseres Herrn in der Krippe. Er ist das wahre Licht in unserer Welt. Advent ist aber auch eine Zeit der Sehnsucht. Wir sehnen uns nach Heimat, nach Geborgenheit, nach Liebe und nach Erfüllung.

Die Kerze ist aber auch ein Sinnbild für unser Leben. Wir sollen nicht in erster Linie um unser eigenes Dasein kreisen. Unser Blick muss aber auch unseren Nächsten gelten. Denn wahres Glück verschenkt sich. Das Wachs, das sich in der Flamme verzehrt, ist ein Bild für Hingabe, durch die wir zum Segen für andere werden. Durch unser Tun wird das Leben anderer Menschen heller und heiler.

Jeden Sonntag im Advent wird am Adventskranz eine neue Kerze entzündet. Eine gute Erklärung für die Bedeutung der Kerzen habe ich bei P. Anselm Grün gefunden. „Die vier Kerzen haben eine jeweils andere Bedeutung: Die erste Kerze, die wir anzünden, ist ein Bild für das Eins werden. Für die Griechen war die große Sehnsucht: eins zu werden, eins zu werden mit sich selbst, mit der Natur und mit allen Menschen. …

Die zweite Kerze steht für die Polarität. Der Gegensatz von Mann und Frau, von rechts und links, von jung und alt möge durch das Licht Christi erleuchtet und dadurch zu einem einzigen Licht werden. Die dritte Kerze symbolisiert drei Bereiche im Menschen: Geist, Seele und Leib, oder Verstand, Wille und Gedächtnis.

Alle drei Bereiche sollen erleuchtet werden. Und die vierte Kerze steht für das Irdische, Alltägliche. Unser Alltag möge vom Licht Christi erhellt werden, die Konflikte mögen sich auflösen und in die Verstrickungen möge Klarheit kommen.“

Lassen wir uns ansprechen von den vier Kerzen am Adventskranz, damit Weihnachten für uns alle zu einem Fest der Gemeinschaft und des Friedens werde.

Mit herzlichen Kolpinggrüßen
Karl-Dieter Schmidt, Diözesanpräses